Jurij Orlow

russischer Physiker und Menschenrechtler; Spezialist auf dem Gebiet der Teilchenbeschleunigung; Mitgründer der Bürgerrechtsvereinigung "Helsinki Watch Group"; nach fast zehnjähriger Verbannung (im Ural und in Sibirien) 1986 Ausreise in die USA

* 13. August 1924 Moskau

† 27. September 2020 Ithaca/NY

Herkunft

Jurij Fedorowitsch Orlow wurde 1924 in Moskau geboren. Er stammte aus einer Arbeiterfamilie. Sein Vater starb, als O. neun Jahre alt war.

Ausbildung

Nach seinem Schulabschluss arbeitete O. in einer Fabrik, bevor er mit Beginn des "Großen Vaterländischen Krieges" im Juni 1941 zum Kriegsdienst in der Roten Armee verpflichtet wurde. Nach Ende des des Zweiten Weltkriegs studierte er an der Moskauer Lomonossow-Universität Physik und arbeitete anschließend am Institut für Theoretische und Experimentelle Physik.

Wirken

Die Kollektivierung der Landwirtschaft, deren gewalttätige Umsetzung er im Dorf seiner Großmutter miterlebt hatte, die stalinistischen Schauprozesse, die er als Beobachter persönlich hatte kennenlernen können, sowie der Terror der Nachkriegszeit hatten O. früh am humanitären Charakter des Sozialismus zweifeln lassen. Dennoch trat er, als Voraussetzung für eine akademische Karriere, 1955 der Kommunistischen Partei (KPdSU) bei. Ein Jahr später wurde er bereits wieder ausgeschlossen, nachdem er im Gefolge der kurzzeitigen Reformpolitik Nikita S. Chruschtschows gewagt hatte, öffentlich die Frage zu stellen, ob Stalin denn ...